Warum digitale Gesundheits-Anwendungen?
Durch die Corona-Pandemie sind Vorsorgeuntersuchungen zum Teil deutlich weniger in Anspruch genommen worden1. Gleichzeitig ist das Interesse an digitalen Gesundheitsangeboten während des Lockdowns gestiegen2. Es ist zu erwarten, dass mit zunehmender Immunisierung der Bevölkerung ein erheblicher Nachholbedarf in Bezug auf Prävention besteht und dass sich die Akzeptanz digitaler Anwendungen in allen Bereichen durch Homeschooling, Homeoffice, Lebensversorgung durch Online-Bestellungen etc. extrem erhöht hat.
Ansprechperson
Yvonne Schmid
UNIVERSITÄTSKLINIKUM ULM
Zentrum für Innere Medizin
Klinik für Innere Medizin I
Digitale Tools wie Smartphones sind mittlerweile weit verbreitet und attraktive Instrumente, aktuelle Informationen via App gut aufbereitet den Nutzer:innen vermitteln zu können. Diese digitalen Anwendungen können gesundheitsförderndes Verhalten bestärken und gewinnen angesichts einer immer älter werdenden Gesellschaft und damit verbundenem Anstieg von Tumorerkrankungen zunehmend an Bedeutung. Der Einsatz digitaler Hilfsmittel wie Smartphones trifft dabei den Zeitgeist.
Medizinische Chatbots (Chatbots sind eine Anwendung, die Künstliche Intelligenz verwendet, um sich mit Menschen in natürlicher Sprache zu unterhalten. Benutzer:innen können Fragen stellen, auf welche das System in natürlicher Sprache antwortet.) fungieren als Gatekeeper und sind unabhängig von den Öffnungszeiten der ärztlichen Praxen. Sie stehen nicht unter Zeitdruck und können dem:der Nutzer:in mit Hilfe eines Algorithmus Vordiagnosen stellen und Handlungsempfehlungen geben. In der Corona-Pandemie unterstützen digitale Anwendung u.a. bei der Steuerung der Patient:innenströme und können so einen Beitrag leisten, die Belastung in den Krankenhäusern zu minimieren3.
Die Medizinische Systembiologie der Universität Ulm hat große Erfahrung in der Erstellung von Smartphone-Applikationen für medizinische Fragestellungen. Das Universitätsklinikum und die Universität Ulm haben die Covid-19-Software CoCoV, eine App zur Dokumentation der Verträglichkeit einer Corona-Impfung entwickelt. Laut Professor Hans Kestler, Leiter des Instituts für Medizinische Systembiologie an der Universität Ulm ermöglicht die App eine bessere Übersicht über mögliche noch unerkannte oder selten auftretende Symptome. Genutzt werden kann die kostenlose Android- und iOS-App von allen, die bereits eine Corona-Impfung erhalten haben.
Der:Die Anwender:in trägt u.a. häufig eintretende Nebenwirkungen ein und hat die Möglichkeit, im Freitextfeld Symptome außerhalb des Fragenkatalogs anzugeben. Die Nutzerdaten werden ausschließlich anonym über eine verschlüsselte Verbindung übertragen, sodass keinerlei Zuordnung zu einer Person stattfindet. Herr Professor Thomas Seufferlein, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin I, hofft, dass sich dadurch noch mehr Menschen gegen Corona impfen lassen4.
Literaturverzeichnis
1. Vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2020)
Coronavirus hält Menschen von Früherkennung und Check-ups ab https://www.bzga.de/presse/pressemitteilungen/2020-08-13-coronavirus-haelt-menschen-von-frueherkennung-und-check-ups-ab/ [letzter Zugriff: 10.12.2021]
2. Vgl. Studie: Lockdown verändert die Nutzung digitaler Gesundheitsangebote, Apotheken Umschau, https://www.digital-ratgeber.de/aktuelles/studie-lockdown-veraendert-die-nutzung-digitaler-gesundheitsangebote-562903.html [letzter Zugriff: 10.12.2021]
3. Vgl. House of Pharma: Medizinische Chatbots haben mehr Zeit als Ärzte, 22.09.2020 https://www.houseofpharma.de/service/presse/einzelansicht/medizinische-chatbots-haben-mehr-zeit-als-aerzte/ [letzter Zugriff: 16.12.2021]
4. Vgl. Schnürer, Nina, Universitätsklinikum Ulm: Veranstaltungen und Newsletter: Aktuelles
Nebenwirkungen individuell dokumentieren, 15.02.2021
https://www.uniklinik-ulm.de/innere-medizin-i/veranstaltungen-und-newsletter/aktuelles/detailansicht/news/nebenwirkungen-individuell-dokumentieren.html?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=8121f15c96f409a808fa795be4b951d0 [letzter Zugriff: 16.12.2021]