Entwicklung eines digitalen Tools für personalisierte Prävention mit Schwerpunkt Herz-Kreislauf-Risiko
Die Prävention bietet weitreichende und umfassende Vorteile für den einzelnen Menschen und die Gesellschaft. Dennoch ist eine effektive Prävention nach wie vor eine Herausforderung in der Medizin.
Ansprechperson
Prof. Dr. Andy Maun
Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Freiburg
Dies hat mehrere Gründe. Zum einen ist die Akzeptanz der Bürger:innen für Prävention eher gering. Vor allem in der Primärprävention drohen keine spürbaren oder drohenden Erkrankungen, die eine Lebensstilveränderung dringlich machen würden. Zudem können die meisten Bürger:innen mit erhöhtem Herz-Kreislauf-Risiko eine gesundheitsförderliche Verhaltensänderung oft nicht langfristig aufrechterhalten. Zum anderen behandeln Ärzt:innen häufiger existierende Erkrankungen ihrer Patient:innen, als langfristige Präventionsmaßnahmen zu verschreiben. Vor allem aber ist das Erreichen von Zielgruppen, die einem höheren Krankheitsrisiko ausgesetzt sind (oft marginalisierte und vulnerable Gruppen) eine große Herausforderung. Diese wird erschwert durch größere Bildungsferne und sprachliche sowie kulturelle Barrieren. Unbestritten ist jedoch, dass sich durch eine positive Beeinflussung des Gesundheitsverhaltens, das Risiko von später auftretenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich reduzieren lässt. Eine Stärkung und Aufwertung der Prävention, sowie das Erreichen aller Zielgruppen ist daher von zentraler Bedeutung für unsere stetig alternde Bevölkerung. Kardiovaskuläre Erkrankungen sind die häufigsten Todesursachen in Deutschland. Sie verursachten im Jahre 2015 in Deutschland den höchsten Anteil der gesamten Krankheitskosten (46,4 Milliarden Euro) und zählen zu den häufigsten Behandlungsanlässen in der hausärztlichen Versorgung.
Zielsetzung
Ziel dieses Projektes ist es, evidenzbasierte Präventionsmaßnahmen unter Einbezug verschiedener Parameter zielgruppengerecht aufzuarbeiten. Die Bürger:innen sollen durch die Nutzung von digitalen Medien niederschwellig Informationen und personalisierte Empfehlungen erhalten, um so das Risikobewusstsein und die Bereitschaft zu Verhaltensänderungen zu verbessern.
Vorgehensweise
Umfangreiche evidenzbasierte Materialien werden an die Zielgruppe angepasst und weiterentwickelt. Unter Berücksichtigung bildungsferner und fremdsprachlicher Zielgruppen, werden die Materialien in die Sprachen Türkisch, Russisch, Arabisch, Ukrainisch und Englisch übersetzt und kulturell angepasst. Es soll ein Design- und Interaktionsschema entwickelt werden, welches die Zielgruppen anspricht, deren persönliche Situation berücksichtigt und personenzentriert zur Verhaltensänderung motiviert. Hierbei sollen Informations- und Motivationsvideos positive Unterstützung leisten. Anschließend soll die Akzeptanz der App evaluiert werden. Das Interaktionsschema wird mithilfe einer App/Webportal und parallel in Print-Medien für eine alleinige Nutzung (ohne Hausärzt:innen) oder in Zusammenarbeit mit Hausärzt:innen umgesetzt.
Kooperationen
Es gibt vielseitige Vernetzungen mit Personen aus den Bereichen der Gesundheitskompetenz, Medienkommunikation, Sportpsychologie und Sportwissenschaft.
(Zwischen-)Ergebnisse
Eine vorläufige erste Version der App wird im ersten Quartal 2022 mithilfe von verschiedenen Teilnehmenden getestet. Die Entwicklung der Informations- und Motivationsvideos startet ebenso im ersten Quartal und soll im Sommer/Herbst abgeschlossen sein. Im ersten Quartal 2023 ging die erste Version der App mit den drei Modulen Ernährung, Bewegung und Rauchfrei in die App-Stores. Im ersten Quartal 2024 wird es dazu ein Design-Update geben.