KKE Healthy Brain
Das Projekt „Healthy Brain“ untersucht 3 verschiedene neurologische Krankheitsbilder (Kopfschmerzen, Hirnaneurysmen und Schlaganfall), die zu unterschiedlichen Zeitpunkten über die Lebensspanne auftreten, im Alltag zu Einschränkungen führen können und unterschiedliche präventivmedizinische Relevanz haben.
Ansprechperson(en)
KKE Healthy Brain – Standort Mannheim
Prof. Dr. med. Kristina Szabo
Neurologische Klinik, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg
Tel: +49 (0) 621 383 3202
Dr. med. Katharina Hackenberg
Neurochirurgische Klinik, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg
Tel: +49 (0) 621 383 4414
Zum einen sollen Risikofaktoren für die Krankheitsentwicklung identifiziert bzw. beim Vorhandensein bekannter Risikofaktoren die Manifestation der Erkrankung verhindert werden. Andererseits sollen Patient:innen mit bereits eingetretener Erkrankung vor Krankheitsverschlimmerung bewahrt werden. Mit den in der Neurologie bzw. Neurochirurgie verfolgten Präventionsstrategien sollen Patient:innen in jedem Lebensalter im Sinne einer personalisierten Medizin eine für sie angepasste Versorgung bekommen. Perspektivisch wird mit der Schaffung einer regionalen Präventions-Netzwerkstruktur die Zusammenarbeit verschiedener Akteure der Gesundheitsforschung in der Metropolregion Rhein-Neckar gestärkt und die präventivmedizinische Forschung ausgebaut.
Zielsetzung & Vorgehensweise
Anhand von 3 Teilprojekten bearbeitet die Klinische Kooperationseinheit „Healthy Brain“ sämtliche Facetten von Prävention in unterschiedlichen Lebensabschnitten bei folgenden neurologischen Erkrankungen:
1. Migräne und chronische Kopfschmerzerkrankungen
Kopfschmerzerkrankungen, insbesondere die Migräne, bedingen vor allem im chronischen Verlauf wesentliche Beeinträchtigungen im Alltag. Kopfschmerzerkrankungen sind daher ein relevantes medizinisches Problem – auch und gerade bei Menschen jüngeren und mittleren Alters. In diesem Teilprojekt wurde zunächst eine Plattform etabliert, über welche Patienten und Patient:innen mit chronischen Kopfschmerzerkrankungen rekrutiert werden. Im Anschluss sollen psychische Risikofaktoren, die eine Häufigkeitszunahme von Kopfschmerzerkrankungen begünstigen, identifiziert werden. Da dem Schlaf eine wesentliche Rolle als Migräneattacken auslösender bzw. Kopfschmerz beeinflussender Faktor zukommt, soll der Einfluss von verschiedenen den Schlaf betreffenden Aspekten (Schlafentzug, Schlafdauer, -qualität) auf Entstehung und Verlauf primärer Kopfschmerzerkrankungen untersucht werden.
2. Intrakranielle Aneurysmen – COllageN Turnover IN Unruptured InTracranial aneurYsms (CONTINUITY)-Studie
In Deutschland leben ca. 1,5 Millionen Erwachsene mit einem unrupturierten intrakraniellen Hirnaneurysma (IA). Kommt es bei einem IA zur Ruptur, d.h. zu einem Einreißen, führt dies zu einer lebensbedrohlichen Gehirnblutung. Der molekulare Hauptbestandteil in der Wand von IA ist Kollagen (siehe Abbildung 1). Risikofaktoren, wie arterieller Bluthochdruck und Rauchen, können aufgrund eines erhöhten Kollagenumsatzes eine strukturelle Instabilität in IA bedingen und hierdurch auch die Gefahr der Ruptur begünstigen. Im Rahmen einer Pilotstudie konnten wir Kollagenabbauprodukte im Blut nachweisen, welche mit instabilen IA assoziiert zu sein scheinen.
In diesem Teilprojekt (=CONTINUITY-Studie) werden Kollagenabbauprodukte als Biomarker für Aneurysmen(in)stabilität bei Patient:innen mit Hirnaneurysma untersucht, welche primär keine präventive (operative oder interventionelle) Behandlung erhalten, sondern mittels MRT-Verlaufskontrollen beobachtet werden. CONTINUITY ist eine multizentrische, prospektive Studie, bei der den Patient:innen peripher venöses Blut unmittelbar nach Studieneinschluss, nach 12 Wochen und 6, 12, 24 Monaten zur Bestimmung der Kollagenabbauprodukte mittels Immunoassays entnommen wird. Es werden ebenso Patient:innen aus der PROTECT-U Studie eingeschlossen, die untersucht, ob eine medikamentöse Risikofaktormodulation in Form einer intensivierten Blutdrucksenkung (systolischer Zielblutdruck kleiner 120mmHg) und einer antiinflammatorischen Therapie mit 100mg ASS täglich zu einer Reduktion des Risikos für Wachstum oder Ruptur bei Patient:innen mit Hirnaneurysma führt. Das Ziel von CONTINUITY ist, Kollagenabbauprodukte im venösen Blut als Biomarker für eine Stabilisierung von IA durch effektive Behandlung von Risikofaktoren zu etablieren (siehe Abbildung 1). Darüber hinaus wird die Assoziation der Kollagenabbauprodukte mit radiologischen und klinischen Charakteristika untersucht und der Einfluss der Risikofaktormodulation im Rahmen der PROTECT-U-Studie auf die Biomarkerexpression evaluiert
3. Schlaganfall
Eine multimodale Diagnostik von Patient:innen mit ischämischem Schlaganfall mittels bildgebenden Verfahren und genetischen sowie serologischen Analysen einer prospektiv erhobenen Biobankkohorte soll neue Daten über risikovermittelnde geschlechtsbezogene Biomarker generieren. Zusammen mit Analysen der seit 2008 bestehenden, ca. 20.000 Patient:innen umfassenden Mannheimer Schlaganfalldatenbank soll die Datenerfassung eine präzisere Risikoeinschätzung im klinischen Gesamtkontext zur Vorbeugung von Schlaganfall ermöglichen.
Kooperationen
- PD Dr. Stephanie Witt, Abteilung Genetische Epidemiologie in der Psychiatrie, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim
- Dr. Rolf-Detlef Treede, Abteilung für Neurophysiologie, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg
(Zwischen-)Ergebnisse
Zum Jahresende 2021 wurden grundlegende Strukturen für einen erfolgreichen Fortgang der oben beschriebenen Teilprojekte, insbesondere die Inbetriebnahme einer Rekrutierungsplattform für Patient:innen sowie die Bereitstellung der infrastrukturellen Rahmenbedingungen sowie Inhalts- und Prozedurkomponenten für die Teilprojekte etabliert.
Publikationen:
Hoyer, C., Schlenker, J., Sandikci, V., Ebert, A., Wittayer, M., Platten, M., & Szabo, K. (2022). Sex-Specific Differences in Pre-Stroke Characteristics Reveal Vulnerability of Elderly Women. Journal of Personalized Medicine, 12(3), 344. https://doi.org/10.3390/jpm12030344