Der Kompetenzbereich „Personalisierte Prävention“ an der Medizinischen Fakultät Freiburg
Personalisierte, also auf das einzelne Individuum maßgeschneiderte Prävention berücksichtigt die individuelle Prädisposition für eine Krankheit, aber auch die jeweilige Lebenssituation und den Lebensstil des Betroffenen sowie seine präventionsbezogenen Einstellungen und Präferenzen.
Ansprechperson(en)
Prof. Dr. Andy Maun
Institut für Allgemeinmedizin
Universitätsklinikum Freiburg
Elsässer Str. 2M, 79110 Freiburg
Sarah Gerbach
Institut für Allgemeinmedizin
Universitätsklinikum Freiburg
Prof. Dr. Erik Farin-Glattacker
Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung (SEVERA)
Universitätsklinikum Freiburg
Hugstetter Str. 49, 79106 Freiburg
Prof. Dr. Manuela Glattacker
Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung (SEVERA)
Universitätsklinikum Freiburg
Zwar besteht eine genetisch, epigenetisch oder biologisch bedingte individuelle Heterogenität in der Anfälligkeit für Krankheiten, doch insbesondere bei der weltweit häufigsten Todesursache – Herz-Kreislauf-Erkrankungen – spielt das individuelle Gesundheitsverhalten eine entscheidende Rolle. Es kann bis zu 70–80 % der Risikofaktoren beeinflussen.
Daher ist es essenziell, Menschen gezielt mit Maßnahmen zur Optimierung ihres Gesundheitsverhaltens anzusprechen – ein Ansatz, der neben dem Fortschritt in molekularbiologischen Technologien, Biosensorik und klinischer Datenerfassung von großer Bedeutung ist.
Unser Fokus liegt auf beeinflussbaren Faktoren, die ein oft unterschätztes Potenzial für die personalisierte Prävention bieten. Mit der multimedialen und mehrsprachigen Smartphone-App „tala-med Cardio“ unterstützen wir die gezielte Förderung eines gesunden Lebensstils in den Bereichen Bewegung, Ernährung und Rauchfreiheit. Dabei richten wir uns besonders an sozioökonomisch gefährdete Gruppen mit einem hohen kardiovaskulären Risiko.
Zielsetzung
Ziel des Kompetenzbereichs personalisierte Prävention ist es, ein Netzwerk in Baden-Württemberg aufzubauen, das sich sowohl an der Implementierung entsprechender Studien beteiligt als auch Expertise in der Beratung zur personalisierten Prävention entwickelt. In unserer Arbeit verfolgen wir das Ziel, zeitnah Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in implementierbare Interventionen zu überführen und die Potenziale der Digitalisierung und zunehmenden Dateninteroperabilität zu nutzen. Eine Möglichkeit dazu ergibt sich z.B. durch Apps, die Nutzer*innen zur Steigerung der Gesundheitskompetenz und zur Optimierung des Gesundheitsverhaltens einsetzen können.
Partnerschaften mit Politik und Praxis
In unserer Arbeit ist die Vernetzung mit kommunalen und regionalen Akteur:innen für uns grundlegend, ebenso wie der Einbezug praktischer Expertise und der Bedarfe und Bedürfnisse der Bevölkerung. Wir arbeiten daher eng mit Partner:innen aus dem öffentlichen Gesundheitsdienst, der niedergelassenen medizinischen Versorgung, den Krankenkassen, der Krankenhausversorgung und der kommunalen sowie landespolitischen Ebene zusammen.
Vorgehensweise
Die Kooperationen und Vernetzungen sowohl mit den anderen Kompetenzbereichen als auch mit den umfangreichen Standort-Komponenten sind essenziell, um Erfahrungen zu sammeln, Expertise zu entwickeln und Studien zur personalisierten Prävention durchführen zu können. Hier arbeiten die einzelnen Standorte des KNPM regelmäßig in der AG Hausärztliche Versorgung zusammen und haben gemeinsame Meilensteine erreicht. Unter anderem wird eine standortübergreifende Interviewstudie zum Einsatz der Smartphone-App „tala-med Cardio“ in der hausärztlichen Routineversorgung durchgeführt und auf Basis der bisherigen Ergebnisse konnte ein größerer gemeinsamer Forschungsantrag beim Innovationsfonds Versorgungsforschung erfolgreich eingereicht werden.
Unsere Forschungskompetenz
Im Kompetenznetzwerk Präventivmedizin steuern wir unsere Expertise in den Bereichen der hausärztlichen Versorgung, Versorgungsforschung, Verhaltenswissenschaften und Evaluation komplexer Interventionen bei. Zu unseren thematischen und methodischen Schwerpunkten gehören dabei folgende Aspekte:
- Interventionen zur Förderung präventiven Gesundheitsverhaltens
- Entwicklung und Evaluation digitaler Interventionen (z.B. Apps) in der Gesundheitsversorgung, insb. in der Prävention
- Evaluation und Forschungsmethodik in der Präventions- und Versorgungsforschung
- Patientenorientierung und partizipative Forschung
- Entwicklung innovativer Strukturen in der hausärztlichen Versorgung
Bisherige Ergebnisse
Inzwischen wurde intensiv die Weiterentwicklung der in der ersten Förderphase entstandenen Präventions-App „tala-med Cardio“ vorangetrieben und es wurden mehrere Updates in den App Stores veröffentlicht. Dabei ging es um deren inhaltliche Weiterentwicklung, um die Adaptation an Routineversorgungprozesse und um die Einbettung und Evaluation in Interventionsstudien. Während der Schwerpunkt am IfA in der konzeptuellen und technischen Weiterentwicklung der App (insbesondere Usability, Ausbau der Mehrsprachigkeit und weitere Content-Entwicklung) sowie in der Anbindung an die hausärztliche Versorgung liegt, lag der Schwerpunkt in der SEVERA bislang bei der literaturbasierten Konzept-Entwicklung eines Moduls zum individualisierten Feedback zum Gesundheitsverhalten der Nutzer*innen. Hierfür wird ein Scoping Review zu effektiven Feedbackstrategien im Kontext digitaler Interventionen zur Änderung des Gesundheitsverhaltens erstellt. Die Methodik des Reviews orientiert sich an den Kriterien des Joanna Briggs Institutes. Die Recherche findet in den Datenbanken MEDLINE, CINAHL und PsycINFO statt. Das vollständige Protokoll des Scoping Reviews wurde auf der Open Science Framework-Plattform veröffentlicht. Parallel zur Erstellung des Scoping Reviews wird derzeit die Evaluation des bestehenden Feedback-Moduls der tala-med Cardio-App vorbereitet.