Der Kompetenzbereich „Personalisierte Prävention“ an der Medizinischen Fakultät Freiburg
Die kurative Medizin hat die Vorteile der personalisierten Behandlung längst erkannt und zum Teil umgesetzt. Die Prävention könnte ebenfalls einen personalisierten Ansatz verfolgen und von diesem profitieren.
Ansprechperson(en)
Prof. Dr. Andy Maun
Institut für Allgemeinmedizin
Universitätsklinikum Freiburg
Elsässer Str. 2M, 79110 Freiburg
Sarah Gerbach
Institut für Allgemeinmedizin
Universitätsklinikum Freiburg
Bereits in der Primärprävention zeigt sich eine bedeutsame genetisch, epigenetisch oder biologisch (z. B. Darm-Mikrobiom) bedingte individuelle Heterogenität in der Anfälligkeit für Erkrankungen. Dies gilt für Risikofaktoren wie Tabak- und Alkoholkonsum sowie die Gesundheitsförderung durch gesunde Ernährung und Bewegung.
Ein fokussiertes Ansprechen der Einzelnen mit gezielten Maßnahmen zur Optimierung der Gesunderhaltung ist erfolgversprechender als die breit angelegten Empfehlungen („one-size-fits-all“), die derzeit ausgesprochen werden. Mit dem rasanten Fortschritt molekularbiologischer Technologien, Biosensorik und der klinischen Datenerfassung stehen aktuell bereits große Mengen an Daten zur menschlichen Gesundheit zur Verfügung, die bislang noch der Integration in wissenschaftlich gesicherte, wirksamere, bezahlbare und dadurch in der Bevölkerung breiter akzeptierten personalisierten Präventionskonzepte harren.
Hier ist das Ziel, zeitnah Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in implementierbare Proof-of-Concept Realisierungen zu überführen und die Potenziale der Digitalisierung und zunehmenden Dateninteroperabilität zu nutzen, die sich in der Anwendung den Verbraucher:innen z.B. durch Apps vermitteln lassen. Bessere Erfahrung mit den Erfolgschancen der personalisierten Prävention sind sowohl aus Sicht der Verhaltensmaßnahmen als auch der Verbesserung der Lebensqualität der Einzelnen höchst relevant.
Zielsetzung
Ziel des Kompetenzbereichs personalisierte Prävention ist es, ein Netzwerk in Baden-Württemberg aufzubauen, das sowohl an der Implementierung entsprechender Studien beteiligt ist als auch Expertise in der Beratung zur personalisierten Prävention entwickelt.
Vorgehensweise
Die Kooperationen und Vernetzungen sowohl mit den anderen Kompetenzbereichen als auch mit den umfangreichen Standort-Komponenten ist essenziell, um Erfahrungen zu sammeln, Expertise zu entwickeln und Proof-of-Principle Studien zur personalisierten Prävention durchführen zu können. Daher ist der engmaschige Austausch innerhalb des Netzwerks für uns als Kompetenzbereich maßgeblich für ein erfolgreiches Projekt.
Darüber hinaus arbeitet der Kompetenzbereich „Personalisierte Prävention“ aktuell an einem Übersichtsartikel, welcher bisherige Umsetzungen der personalisierten Prävention darstellt, sowie die Aspekte der Chancen, Hürden und Erfolgsaussichten der personalisierten Prävention diskutiert. Diese umfangreiche Übersichtsarbeit, die den state of the art der personalisierten Prävention reflektiert, wird in einer internationalen Fachzeitschrift veröffentlicht werden.
Kooperationen
- Kompetenzbereiche der Standorte Heidelberg, Mannheim, Tübingen, Ulm
- Standortkomponenten 1 und 2 des Standortes Freiburg: Entwicklung eines digitalen Tools für personalisierte Prävention mit Schwerpunkt Herz-Kreislauf-Risiko; Personalisierte Prävention mit individualisierter Bestimmung und Optimierung des Darmmikrobioms durch Ernährungsintervention
- Geschäftsstelle Mannheim
- Standortkomponente Heidelberg: Angewandte Präzisionsmedizin in der kardiometabolischen Prävention
- Standortkomponente Mannheim: KKE Healthy Birth; KKE Healthy Metabolism
- Standortkomponente Tübingen: Healthy Metabolism over the lifespan; Entwicklung und Implementierung einer digitalen, psychodiagnostischen Plattform, Twin Health
- Standortkomponente Ulm: PREVENT-Take-Up; Inflame Health
- Außerhalb des Netzwerks:
- Zentrum für personalisierte Krebsprävention, Uniklinikum Tübingen
- Zentren für personalisierte Medizin in Baden-Württemberg
(Zwischen-)Ergebnisse
Kooperationen mit den vier anderen Kompetenzbereichen konnten im Rahmen des Kick-Off-Meetings am 13./14.07.2021 in Heidelberg initiiert werden. Außerdem wurden alle 17 Standort-Komponenten kontaktiert, um eine mögliche Integration eines personalisierten Präventionsaspektes zu evaluieren. Durch den Austausch mit den anderen Verbundpartner:innen konnte erste Expertise zu unterschiedlichen Teilbereichen der personalisierten Prävention aufgebaut werden. Die umfangreiche Literaturrecherche im Zuge eines Übersichtsartikels zur personalisierten Prävention hilft dem Kompetenzbereich zusätzlich, Expertise für personalisierte Prävention zu entwickeln, um zu einem späteren Zeitpunkt auch eine beratende Rolle einnehmen zu können. Die Literaturrecherche ist zum jetzigen Zeitpunkt abgeschlossen und der Schreibprozess des Übersichtsartikels ist in vollem Gange. Der Kompetenzbereich rechnet damit, diesen im zweiten Quartal von 2022 bei einer Fachzeitschrift zur Veröffentlichung einzureichen.