Der Kompetenzbereich „Prävention Psychische Gesundheit“ an der Medizinischen Fakultät Ulm
Der Standort Ulm zeichnet sich durch den Kompetenzbereich Prävention Psychische Gesundheit sowie vier Teilprojekte aus, von denen eines inhaltlich diesem Bereich zuzuordnen ist und die drei anderen Teilprojekte entsprechend der intendierten Netzwerkstruktur im Kontext anderer Kompetenzbereiche durchgeführt werden.
Ansprechperson
Prof. Dr. med. Jörg Fegert
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie
Universitätsklinikum Ulm
Steinhövelstraße 5, 89075 Ulm
Emily Sitarski
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie
Universitätsklinikum Ulm
Tel: +49 (0) 173 349 0293
Der Kompetenzbereich selbst bündelt eine Vielzahl an Aktivitäten und Forschungsvorhaben zur Salutogenese und zur präventiven Verbesserung der Psychischen Gesundheit. Ein besonderer Fokus liegt auf den Auswirkungen der Corona-Pandemie, da sich schon jetzt eine Zunahme der psychischen Belastungen in der Allgemeinbevölkerung abzeichnet. Besonders gefährdet sind vor allem Menschen, die schon im Vorfeld einer Vielzahl an Belastungen ausgesetzt waren. Hier nehmen insbesondere frühe Kindheitsbelastungen wie Misshandlungen eine maßgebliche Rolle ein. Gleichzeitig sind psychische Erkrankungen oft mit Scham und (Selbst-)Stigmatisierung verbunden, was oftmals zu einer Nichtinanspruchnahme oder verspäteten Inanspruchnahme von Hilfe führt.
Zielsetzung
Für Baden-Württemberg soll ein wesentlicher Beitrag geleistet werden, Teilhabebeeinträchtigungen durch psychische Erkrankungen zu reduzieren. Zielgerichtete Präventionsangebote sollen besonders für diejenigen weiterentwickelt werden, die durch die Corona-Pandemie besonders belastet sind, wie beispielsweise junge Menschen in Übergängen (z.B. in der Transitionsphase vom Jugend- ins Erwachsenenalter).
Vorgehensweise
Die Forschungs- und Präventionsaktivitäten orientieren sich an drei Ansatzpunkten:
- Die universelle Prävention gestaltet sich bevölkerungsbezogen.
Wissen über psychische Erkrankungen, Folgen und Zugänge zu psychosozialen Hilfen werden der Allgemeinbevölkerung vermittelt (z.B. durch Informationsbroschüren). - Die selektive Prävention erfolgt risikobezogen.
Hochrisikogruppen für psychische Belastungen werden identifiziert und Unterstützungsansätze daran ausgerichtet (z.B. Programme für vorbelastete Familien). - Die indizierte Prävention ist individuumsbezogen.
Für Betroffene, bei denen bereits psychische Auffälligkeiten festgestellt wurden und die bereits psychotherapeutische/psychiatrische Hilfen genutzt haben, werden gezielt die notwendigen und erforderlichen Hilfen ermittelt (z.B. durch begleitende Apps).
Zeitplan 2022
- 1. Quartal: Forschungsarbeiten und externe Expertisen
- 1. & 2. Quartal: Auswertung einer Repräsentativbefragung
- 2. & 3. Quartal: Veröffentlichungen und internationale Fachpublikationen zu den Ergebnissen der Befragung
- 4. Quartal: Fachtagung in Ulm
- Durchgängig: Drittmittelakquise und Weiterentwicklung strategischer Kooperationen
Kooperationen
(Zwischen-)Ergebnisse
Der Kompetenzbereich arbeitet als Mitglied der Task Force des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg an kurz- und mittelfristigen Präventionsmaßnahmen zur Verbesserung der psychischen Situation und Versorgung von Familien, Kindern und Jugendlichen in Folge der Corona-Pandemie mit. Zudem wurde eine Repräsentativbefragung mit ca. 2.500 Befragten durchgeführt. Die Ergebnisse werden kontinuierlich vorgetragen und publiziert.
In Zusammenarbeit mit der Baden-Württemberg-Stiftung wurde im Dezember 2021 eine Hybridtagung zur familienorientierten Prävention häuslicher Gewalt im Kontext der Corona-Pandemie im Kongresszentrum Liederhalle durchgeführt. Auch die neue parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium Ekin Deligöz besuchte den Kompetenzbereich am 21.12.2021 im Kontext der Corona-Pandemie und möglichen präventiven Maßnahmen gegen frühe Kindheitsbelastungen.
Zum Zwecke der Verbesserung der psychischen Gesundheit möchte der Kompetenzbereich Prävention Psychische Gesundheit auf ein präventives Online-Emotionsregulationstraining für Kinder, Jugendliche und deren Bezugspersonen aufmerksam machen. Interessierte können sich in diesem Flyer weitere Informationen einholen: Download-Flyer
Publikationen:
- Fegert, J. M., Lange, S., Jud, A., & Hoffmann, U. (2021). Wann, wenn nicht jetzt? – Initiativen zur Prävention und frühen Intervention im Bereich psychische Gesundheit auf dem langen Weg aus der Corona-Pandemie. Forum der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie 2, 14-36. https://www.kinderpsychiater.org/fileadmin/downloads/forum/2021/forum_2_2021.pdf
- Fegert, J., Gossmann, E., Hofmann, S., Clemens, V. (2022). Herausforderung psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland: Was hat sich durch die COVID-19-Pandemie verändert und wie kann die Situation verbessert werden? In UNICEF (Hrsg.), 30 Jahre Kinderrechtskonvention in Deutschland – Eine Bilanz. 70-75. https://www.unicef.de/informieren/materialien/30-jahre-kinderrechtskonvention/265966
- Jud, A., Grafe, B., Meshkova, K., Kavemann, B., Meysen, T., Hoffmann, U., Zieghain, U. & Fegert, J. (2022). Prevalence and Predictors of Affirmations of Intimate Partner Violence in Germany: a First Nationwide Study on Victimization in Women and Men. Journal of Interpersonal Violence (online first). 1-21. https://doi.org/10.1177/08862605221092066
- Gossmann, E., Hofmann, S., Lange, S., Fegert, L.K., & Fegert, J.M. (2022). Verbesserung der Teilhabemöglichkeiten und Reduktion der Stigmatisierung von Kindern inhaftierter Eltern. Handlungsempfehlungen für die selektive/indizierte Prävention in der Jugendhilfe angesichts der Pandemie. Das Jugendamt – Zeitschrift für Jugendhilfe und Familienrecht. 10(5), 238-241. https://dijuf.de/fileadmin/user_upload/Inhaltsverzeichnisse/2022/JAmt_IHV-05_2022.pdf
- Lange, S., Altrock, C.-M., Gossmann, E., Fegert, J. M., & Jud, A. (2022). COVID-19—What Price Do Children Pay? An Analysis of Economic and Social Policy Factors. International Journal of Environmental Research and Public Health, 19(13), 7604. https://doi.org/10.3390/ijerph19137604
- Gossmann, E., Hofmann, S., Folly, A.-S., Fegert, J.M. & Ziegenhain, U. (2022). Der Umgang mit Nähe und Distanz in Kindertageseinrichtungen. Ergebnisse einer inhaltlichen Sichtung von Schutzkonzepten. Das Jugendamt – Zeitschrift für Jugendliche und Familienrecht. 10(9), 427-431. https://dijuf.de/fileadmin/JAmt/Inhaltsverzeichnisse/2022/JAmt_IHV-09_2022.pdf
- Lange, S., Gossmann, E., Hofmann, S. & Fegert, J. M. (2022). Condemn or Treat? The Influence of Adults’ Stigmatizing Attitudes on Mental Health Service Use for Children. International Journal of Environmental Research and Public Health, 19(23), 15951. https://doi.org/10.3390/ijerph192315951